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Estragon, Artemisia dracunculus: Pflege-Anleitung

Estragon mag warmige und sonnige Standorte
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Blütenfarbe
gelb, grün
Standort
Sonnig
Blütezeit
Mai, Juni
Wuchsform
mehrjährig
Höhe
bis zu 150 Zentimeter hoch
Bodenart
sandig, kiesig
Bodenfeuchte
mäßig feucht, frisch
pH-Wert
neutral
Kalkverträglichkeit
k.A.
Humus
humusreich
Giftig
Nein
Pflanzenfamilien
Korbblütler, Asteraceae
Pflanzenarten
Arzneipflanzen, Heilpflanzen, Kräuter, Küchenkräuter
Gartenstil
Apothekergarten, Bauerngarten, Landhausgarten, Naturgarten, Selbstversorgergarten, Wildgarten

In einem Gewürzgarten darf Estragon nicht fehlen. Denn das Kraut verfeinert viele Gerichte mit seinem speziellen Geschmack. Die recht robuste Pflanze wächst nach der folgenden Pflege-Anleitung durchaus mehrjährig und sollte hierfür im Winter gut geschützt werden.

Video-Tipp

Aussaat

Für die Aussaat steht nur der Russische Estragon (Artemisia dracunculoides) zur Verfügung, Der passende Zeitpunkt ist hierbei Ende April. Dann können die Samen direkt ins Gartenbeet gegeben werden. Da es sich um Lichtkeimer handelt, dürfen die Samen nur dünn mit Erde bedeckt werden:

  • maximal 0,5 Zentimeter in Erde stecken
  • Reihen- und Saatabstand von 40 Zentimetern einhalten
  • Keimtemperatur liegt zwischen 18° und 22° Celsius
  • Keimdauer etwa ein bis zwei Wochen
  • im kühlen Frühjahr Aussaat auch im Frühbeetkasten möglich
  • größere Pflanzen dann später ins Gartenbeet auspflanzen

Boden und Standort

Das Küchenkraut mag es sonnig. Der Standort darf auch noch halbschattig sein, allerdings wachsen die Pflanzen dann nicht so gut. Daher ist ein Gartenbeet oder ein Hochbeet in der vollen Sonne am besten geeignet. Im Topf gezogene Kräuter sollten daher einen Platz auf einer sonnigen Terrasse, einem Südbalkon oder auf einer Fensterbank an einem Südfenster erhalten. An den Boden werden die folgenden Ansprüche gestellt:

  • hoher Humusanteil
  • gut aufgelockert
  • pH-Wert zwischen 6 und 7 ist ideal
  • Boden mit Kompost und Hornspänen anreichern
Estragon mag nährstoffreiche Böden
Estragon ist, wie viele andere Küchenkräuter auch, ein Sonnenanbeter.

Blüte und Blütezeit

Nicht immer blüht das Küchenkraut in unseren Breitengraden. Gerade in einem kühlen Frühjahr und Sommer zeigen sich die kleinen unscheinbaren Blüten gar nicht an der Pflanze, was nicht mit einer falschen Pflege zusammenhängt. Zeigen sie sich doch, dann ist das ab Juli der Fall, wenn das Kraut Rispen mit kleinen, gelbgrünen Blütenknöpfchen ausbildet.

Pflege-Anleitung

Halten Sie sich an die nachfolgenden Pflegetipps, entpuppt sich Estragon als ziemlich pflegeleicht.

Düngen und Gießen

Das Küchenkraut mag es nur mäßig feucht, daher sollte nur sparsam gegossen werden. Staunässe ist zudem insgesamt zu vermeiden, denn die Wurzeln faulen ansonsten schnell und die gesamte Pflanze geht ein und muss dann entsorgt werden. Wichtig beim Gießen ist zudem, dass das Wasser nur direkt an die Wurzeln gegeben wird und nicht über die gesamte Pflanze:

  • erst wenn oberer Erdbereich abgetrocknet ist
  • in der Regel fallender Regen vollkommen ausreichend
  • nur in sehr heißen Perioden im Sommer wässern
  • oder Kübelpflanzen, die geschützt stehen
  • Boden regelmäßig hacken
  • so bleibt er locker für Wasseraufnahme
  • im Frühling einmal mit Kompost düngen
  • bei Neupflanzung Beet mit Kompost anreichern
  • weiteres Düngen nicht erforderlich

Tipp: Mit einer Schicht Kies rund um die Kräuterpflanzen können Sie sich die Arbeit mit dem Gießen erleichtern. Denn dadurch verdunstet bei hohen Temperaturen im Sommer das Wasser langsamer. Ein weiterer Vorteil eines Kiesbettes ist, dass Unkräuter weniger Chancen zum Wuchern haben. 

Erntezeit

Die Ernte von Triebspitzen und frischen Blätter kann vom Frühjahr bis in den Herbst erfolgen. Wer auch im Winter nicht auf die Würze verzichten will, kann von Juni bis Juli die Blätter trocknen, zerkleinern und trocken aufbewahren. Diese Monate sind hierfür besonders gut geeignet, weil die Pflanzen in dieser Zeit besonders viel ätherische Öle enthalten und das getrocknete Estragon somit würziger wird.

Geernteter Estragon in Korb

Krankheiten und Schädlinge

Krankheiten und Schädlinge sind bei dem robusten Küchenkraut glücklicherweise sehr selten, wenn die Pflege-Anleitung beachtet wird. Ab und an kann es dazu kommen, dass Rostpilze die Pflanze befallen. Diese zeigen sich durch rostfarbene, runde Flecken auf den Blattunterseiten. Ist dies der Fall, ist das Kraut leider nicht mehr zu retten und muss insgesamt entsorgt werden:

  • Pflanze dem Boden entnehmen
  • gut verschlossen im Restmüll entsorgen
  • umstehende Pflanzen ebenfalls prüfen
  • eventuell Erde entfernen
  • hier könnten sich Pilzsporen befinden

Tipp: Damit es gar nicht erst zu einem Pilzbefall kommen kann sollten Sie darauf achten, dass die Pflanzen nicht über längere Zeit zu feucht stehen und die Blätter schnell abtrocknen können. Gerade bei zu dicht gesetzten Pflanzen ist dies oft nicht der Fall und die Blätter sind anfälliger.

Pflanzen

Ins Gartenbeet werden die durch Aussaat vorgezogenen Kräuter im Frühjahr eingepflanzt. Alternativ können auch Töpfe mit fertigen Pflanzen aus dem Handel besorgt werden. Dies bietet sich vor allem für den Französischen Estragon (Artemisia dracunculus var. sativus) an:

  • Gartenbeet bereits einen Monat vorher vorbereiten
  • Kompost großzügig unter Erde heben
  • großer Abstand zwischen einzelnen Pflanzen beachten
  • Kraut wächst auch sehr in die Breite
  • im Kübel gepflanzt auf großes Gefäß zurückgreifen
  • Pflanzlöcher ausheben
  • auf Boden Schicht Kies gegen Staunässe anlegen
  • Estragon einsetzen
  • Erde einfüllen und gut angießen
Frisch gegossener Estragon im Kübel

Hinweis: Auch im Kübel sollten Sie auf eine Drainage nicht verzichten. Hier legen Sie Tonscherben oder Kugeln über das Abflussloch. Darüber kommt ein Pflanzenvlies, damit beim Gießen keine Erde zwischen die Drainage läuft und den Abfluss verstopft.

Schneiden

Eine ältere Pflanze verkahlt oft von unten. Ist dies der Fall, dann sollte diese, auch wenn sie im Kübel kultiviert wurde, vor dem Winter direkt bodennah geschnitten werden. Dann treibt sie im Frühling wieder neu aus. Auf diese Weise kann das Kraut verjüngt werden und weitere Jahre für die Ernte zur Verfügung stehen. Wurde länger nicht geerntet, sollten die Triebe dennoch entfernt werden:

  • Triebe wachsen zu dicht
  • schwächsten Triebe schneiden
  • Gewächs auslichten
  • beugt Pilzbildung vor

Überwintern

Estragon muss im Winter vor frostigen Temperaturen geschützt werden und steht dann nicht mehr für eine weitere frische Ernte zur Verfügung. Bei der Pflege im Winter ist daher auf Folgendes zu achten:

  • vor erstem Frost im Oktober bis November auf Bodenniveau einkürzen
  • gesamtes Gartenbeet mit Laubschicht bedecken
  • Nadelholzweige für weiteren Schutz auflegen
  • weitere Pflege ist nicht zu beachten
  • im Frühjahr wieder abdecken
  • Pflanzen treiben neu aus
  • Kübelpflanzen im Haus überwintern
  • z.B. in hellem, kühlem Treppenhaus
Estragon-Blütenköpfchen im Schnee

Hinweis: Auch im Winter ist es wichtig, dass Sie in sehr trockenen Perioden die Pflanzen ab und zu mäßig gießen. Die Wurzeln dürfen nicht ganz austrocknen. Denn die meisten Gewächse gehen nicht aufgrund von zu viel Frost im Winter ein, sondern weil sie ganz einfach austrocknen.

Vermehren

Der Französische Estragon kann durch eine Teilung oder Stecklinge vermehrt werden. Für die Teilung, die spätestens alle vier Jahre erfolgen soll und gleichzeitig auch eine verjüngende Wirkung auf das Kraut hat, wird die Pflanze im Frühjahr der Erde entnommen und der Wurzelstock geteilt:

  • Wurzeln mit scharfem Messer durchtrennen
  • Schnittfläche vorher reinigen und desinfizieren
  • einzelne Wurzelstücke wieder in Erde setzen
  • mit Kompost vorbereiten
  • gut angießen
  • für Stecklinge fünf Zentimeter von Trieben schneiden
  • idealerweise im Sommer
  • untere Blätter entfernen
  • in Anzuchterde stecken
  • an hellen warmen Ort stellen

Während die Stecklinge bewurzeln, sollte die Erde leicht feucht gehalten werden. Im Herbst, wenn es noch keine Nachtfröste gibt, können die so entstandenen kleinen Pflanzen ins Beet gepflanzt werden, da sie hier vor dem Winter noch gut anwachsen können.

Tipp: Alternativ können Sie die Stecklinge auch direkt in das ausgewählte Beet setzen und hier mit genügend Feuchtigkeit versorgen. Das hat den Vorteil, dass die neuen Pflanzen hier sofort gut vor dem nahenden Winter anwachsen können.

Umtopfen

Werden die Kräuter in einem Topf zu groß, dann sollten sie umgetopft werden. Hierbei bietet es sich an, wenn die französische Sorte im Gefäß kultiviert wurde, diese auch direkt zu teilen:

  • Pflanzen aus Topf nehmen
  • Wurzeln teilen wie unter Punkt „Vermehren“
  • alte Erde entsorgen
  • Topf gut auswaschen
  • oder neuen, größeren Topf nutzen
  • Drainage anlegen
  • etwa zur Hälfte vorbereitete Erde einfüllen
  • Pflanzen in entsprechendem Abstand einsetzen
  • restliche Erde einfüllen und gießen
Hände halten Estragon zum Umtopfen bereit

Hinweis: Wenn Sie keine Gartenerde und Kompost für die Kübelpflanzen haben, dann können Sie aus dem Gartenhandel auch Kräutererde nutzen.

Häufig gestellte Fragen

Es gibt zwei verschiedene Sorten Artemisia – muss ich bei der Ernte etwas beachten?

Beide Sorten bieten eine gute Würze für die verschiedenen Speisen. Was Sie beachten sollten ist, dass der Russische Estragon sein volles Aroma kurz vor der Blüte, wenn sich die Knospen bilden entfaltet. Der Französische Estragon hingegen ist die ganze Zeit über gleich würzig.

Ich habe zu viel geerntet – was mache ich mit dem Rest?

Die Blätter können Sie gut frisch in der Küche verarbeiten, dann ist der Geschmack am intensivsten. Haben Sie Ihre Pflanze im Herbst für den Winter vorbereitet und ganz abgeerntet, dann können Sie die Blätter auch trocknen, zerkleinern und später nutzen. Legen Sie einige Blätter in Essig ein, den Sie für Salate verwenden, auch hier erhalten Sie eine schöne Würze. Setzen Sie das Gewürz jedoch immer nur sparsam ein, denn sonst kann es zu einer Überwürzung kommen.

Handelt es sich bei dem Gewürzkraut auch um eine Heilpflanze?

Da beide Sorten Bitter- und Gerbstoffe, Harze und ätherische Öle enthalten, werden sie auch gerne in der Naturmedizin eingesetzt. So können Sie mit den getrockneten Blüten und Knospen einen Tee aufgießen, der gut für Magen und Darm ist. Sogar die Wurzeln haben eine heilende Wirkung und sollen gekaut gegen Zahnschmerzen helfen.

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