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Orchideen durch Ableger vermehren: so gelingt es Kindel zu ziehen

Orchideen durch Ableger vermehren

Wer seine Orchideen-Sammlung in Eigenregie erweitern möchte, kann dies zum Beispiel durch das Ziehen von Kindeln (Setzlingen) leicht selbst angehen. Dazu benötigen Sie lediglich eine detaillierte Anleitung, welche wir Ihnen kostenlos bieten.

Video-Tipp

Vermehrung

Orchideen durch Ableger vermehren: so gelingt es Kindel zu ziehen

Zur Vermehrung Ihrer Orchideen stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Eine mit der höchsten Erfolgsquote ist das Heranziehen eines Kindels. Diese vegetative Vermehrungsart hat unter anderem den Vorteil, dass die Jungpflanzen alle Eigenschaften der Mutterpflanze in gleicher Form annehmen. Wichtig ist hierbei nur, dass Sie korrekt vorgehen. Wie Ihnen die Vermehrung durch Kindel gelingt und was Sie dabei beachten müssen, wird hier ausführlich erklärt.

Kindelbeschreibung

Bei einem Kindel handelt es sich um ein kleines neues Gewächs, das sich dort entwickelt, wo eigentlich Blüten wachsen sollten. In der Regel befindet sich diese Stelle an den sogenannten Bulben. Bei der Phalaenopsis ist es der Blütenstängel. Sie sind vergleichbar mit einem neuen Trieb, werden aber als Setzlinge (Kindel) und nicht als Stecklinge in Bezug auf die Vermehrung genannt. Die Vorgehensweise zur Vermehrung unterscheidet sich in manchen Punkten deutlich, sodass eine Vermehrung durch Kindel nicht einer durch Stecklinge gleichzusetzen ist. Kindel werden zudem auch als „Keiki“ sowie „Ableger“ bezeichnet und werden sich in Farbe, Form und Größe später nicht von der Mutterpflanze unterscheiden.

Orchideen durch Kindel vermehren

Kindelarten

Es gibt verschiedene Arten von Kindeln. Diese werden unterteilt in Stamm- und Stielkindel. Den Namen ist bereits zu entnehmen, dass bei der einen Art die Kindel am Stamm wachsen und bei der anderen Art am Stiel. Beide Arten sind in der Regel nur bei wenigen Exemplaren möglich, so wie zum Beispiel bei den Phalaenopsis-Orchideen. Bei den meisten anderen Orchideengewächsen entwickeln sich Kindel nur an den Blütenstielen. Am Stamm bilden sie sich in der Regel unterhalb der ersten Orchideenblätter. Beide Arten sind zur Vermehrung geeignet, wenngleich sich diese mit Stammkindeln schwieriger gestaltet.

Orchideensorten

Kindel wachsen nicht immer und nicht an jeder Orchideensorte, weshalb Sie Ihre Chance der Vermehrung durch Keikis ergreifen sollten, sobald sich ein Exemplar zeigt. Manche Sorten/Arten sowie Orchideengattungen neigen mehr zu einem Kindelwachstum, als andere. Optimal eignen sich beispielsweise die Epidendrum, Dendrobium oder die Calanthe. Vor allem die Phalaenopsis pulchra oder auch Phalaenopsis bastianii zeigen sich kindelfreudig und lassen öfter Kindel erwarten, während es bei anderen Sorten/Arten/Gattungen manchmal sogar bis zu drei Jahren dauern kann, bis ein Ableger wächst.

Einfluss nimmt vor allem der Gesundheitszustand der Orchideengewächse. Sind sie geschwächt und/oder erhalten keine optimale Pflege, können Keikis auch bei den kindelfreudigsten Pflanzen ein Leben lang auf sich warten lassen oder bilden sich nicht kräftig genug aus, um zur Vermehrung geeignet zu sein.

Vermehrungszeitpunkt

Kindel entwickeln sich überwiegend nur während der Wachstumsphase nach und Wochen vor Beginn der Ruhephase in der blühfreien Zeit. Die beste Vermehrungszeit ist das Frühjahr.

Von der Mutterpflanze sollten Kindel erst dann abgetrennt werden, wenn sie selbst bereits über zwei bis drei gut entwickelte Blätter verfügen und einigermaßen starke Wurzeln besitzen. Eine Ausnahme ist nur dann gegeben, wenn die Kindel an Blütenstielen entstanden sind und diese zu verwelken drohen. Zwar kommt es noch zu einer Versorgung durch die Mutterpflanze, solange der Stängel grün ist, aber mit zunehmender Welke, nimmt auch die Versorgung ab, weshalb die Ableger rechtzeitig abgetrennt werden sollten, auch wenn sie noch nicht kräftig genug ausgebildet sind. Die Chancen einer erfolgreichen Vermehrung stehen recht gut, wenn Sie diese fachgerecht, wie hier beschrieben vornehmen.

Orchideen selbst vermehren durch Kindel

Ablegertrennung

Blütenstiel

Sollen Kindel an Stielen abgetrennt werden, so werden diese mit Blütenstiel entnommen. Dazu schneiden Sie den Stiel kurz unterhalb des Ablegers ab, so dass an diesem ungefähr noch ein bis zwei Zentimeter Blütenstiel vorhanden ist.

Stammkindel

Zur Vermehrung eignen sich Stammkindel meist weniger. In den meisten Fällen wachsen diese direkt verbunden mit dem Stamm, sodass Sie dort zum Abtrennen einen Schnitt ansetzen müssten. Damit setzen Sie die Orchidee einem besonderen Risiko aus, denn Schnittstellen am Stamm bieten optimale Bedingungen für eine Pilzinfektion.

Wer dennoch einen Stammkindel zur Vermehrung nutzen möchte, sollte sich nur auf die beschränken, die sehr tief und locker sitzen. Meist können sie diese dann einfach mit den Fingern etwas hin und her bewegen, so dass sie sich von selbst von der Mutterpflanze lösen. In vielen Fällen empfiehlt es sich, die Orchidee dafür aus dem Kulturtopf auszupflanzen. Ineinander verworrene Wurzel sind mit der Hand vorsichtig auseinander zu ziehen.

TIPP: Ist der Kindel nicht leicht vollständig abzutrennen, aber ein Teil ist bereits von der Mutterpflanze gelöst, brechen sie den Vorgang ab, anstatt mit Kraft und Gewalt den Kindel abzunehmen. Dieser wächst wieder an und mit ein bisschen Glück entwickelt sich daraus ein neuer Blühzweig.

Schneidewerkzeug

Vor allem bei Orchideengewächsen ist es wichtig, dass beim Abschneiden von Stielkindeln ein gründlich gesäubertes Schneidewerkzeug verwendet wird. Die empfindliche Pflanze ist sehr empfänglich für Bakterien und Viren, die nicht selten über verschmutzte Messer und Schweren übertragen werden. Eine Desinfizierung ist vor dem Gebrauch unbedingt ratsam. Dazu stehen Ihnen mehrere Optionen zur Auswahl.

Abbrennen

Halten Sie die Klingen beziehungsweise Scherenmesser über einen Gas-Brenner. Dazu eignet sich ein herkömmlicher Bunsenbrenner, wie er zum Camping oder in Laboren verwendet wird. Achten Sie darauf, dass brennbare und hitzeempfindliche Geräteteile nicht in die Flamme gelangen. Die Klingen sollten zwei bis vier Sekunden tief in die Flamme gehalten werden. Im untersten Flammenbereich herrschen die höchsten Temperaturen, die zuverlässig Bakterien und Viren abtöten.

Alkohol

Tauchen Sie vor dem Gebrauch das Schneidewerkzeug in 70 bis 80 prozentigen vergällten Alkohol ein. Optimal eignet sich Isopropanol, welchen Sie in jeder Apotheke günstig kaufen können. Verwenden Sie aber keinen herkömmlichen Spirituosen für den Verzehr, diese erfüllen den Zweck nicht. Alternativ können Sie Geräte auch in hochprozentigen Spiritus legen. Dieser hat aber den Nachteil, dass er unangenehme Gerüche aufsteigen lässt. Nach dem Tauchbad Geräte gründlich mit sauberen Wasser abwaschen.

Orchideen durch Setzlinge selbst vermehren

Einpflanzen

Um eine gleiche Versorgung für Kindel herzustellen, wie sie von ihrer Mutterpflanze gewohnt sind und benötigen, sind sie zügig in Erde einzupflanzen.

  • spezielle Anzuchterde für Orchideen verwenden und locker in einen durchsichtigen Kulturtopf aus Plastik füllen
  • mit dem Finger eine kleine Mulde in die Erde drücken – je nach Kindelgröße circa zwei bis vier Zentimeter
  • mit Erde die Mulde um den Kindel auffüllen und leicht andrücken
  • Holzstäbchen zur Stabilisierung setzen
  • leicht angießen
  • transparente Folie über den Topf ziehen, um einen Feuchtigkeitsraum zu schaffen
  • alle drei Tage Folie zum Lüften öffnen, leicht nachgießen oder Kindel besprühen
  • sobald sich neue Blätter gebildet haben, Folie entfernen und Orchidee wie eine Jungpflanze pflegen
  • nach circa drei bis vier Wochen in normales Orchideensubstrat umtopfen
  • Standort: Hell ohne direkte Sonnenstrahlung
  • empfohlene Temperatur: zwischen 23 Grad Celsius und 25 Grad Celsius

Wurzelziehung

Haben Sie einen noch nicht kräftig genug erscheinenden Ableger ohne Wurzeln an einem verwelkten Stängel gerettet, müssen Sie vor dem Einpflanzen in Anzuchterde das Wurzelwachstum erreichen.

Mit der folgenden Vorgehensweise klappt es:

  • lichtdurchlässiges Glas mit Wasser füllen
  • Keiki in das Wasser hineinsetzen
  • an einen hellen Standort stellen, wo keine direkte Sonnenstrahlung ankommt
  • Umgebungstemperatur circa 25 Grad Celsius
  • alle zwei Tage das Wasser wechseln
  • nur kalkfreies Wasser mit Zimmertemperatur verwenden
  • Setzling auf keinen Fall umstellen
  • erste Wurzeln sollten circa nach fünf Tagen sichtbar sein
  • wenn die Wurzeln kräftiger sind und sich ein erstes Blatt zeigt, verfahren wie unter „Einpflanzen“ beschrieben

Jungpflanzenpflege

Standort

Der Standort spielt eine wesentliche Rolle bei dem Gedeihen der Jungpflanzen, die aus Kindeln herangezogen wurden.

Er sollte folgende Bedingungen erfüllen:

  • hell, aber nicht vollsonnig
  • Temperaturen circa um die 25 Grad Celsius
  • hohe Luftfeuchtigkeit – bei niedriger Luftfeuchtigkeit Pflanze regelmäßig besprühen
  • Zugluft vermeiden
  • nur wenn unbedingt notwendig, Pflanze umstellen
Kindel wachsen am Stamm oder am Stiel einer Orchidee

Wässern

Bei Jungpflanzen ist es ratsam, Feuchtigkeit noch nicht durch spezielle für Orchideen entwickelte Übertöpfe zu Verfügung zu stellen, wenngleich sich die Übertöpfe aber für ausreichend Licht für die Luftwurzeln eignen.

Der Wasserbedarf sollte in dem ersten Lebensjahr individuell gestillt werden, denn dieser kann sich je nach Wachstumsgeschwindigkeit, schnell ändern, so dass plötzlich mehr oder öfter gegossen werden muss. Optimal überprüfen Sie den Wasserbedarf an dem Gewicht und der Flexibilität des Kulturtopfes. Schwere Topf heiß: noch Wasser vorhanden – leichter Topf heißt: Wasser wird benötigt. Lassen sich die Seitenwände des Topfs mittig leicht zusammendrücken, besitzt die Erde noch Feuchtigkeit. Bei einer Starre der Seitenwände, wäre die Erde bereits hart und Feuchtigkeit fehlt.

Zum Bewässern ist es ratsam, wie folgt vorzugehen, um der Jungpflanze das Wasser zu bieten, dass es benötigt.

  • regelmäßig Topf in ein Wasserbad tauchen
  • kalkfreies Wasser benutzen – beispielsweise abgestanden oder aus einer Regentonne
  • einige Minuten im Tauchbad belassen
  • überschüssige Wasser gut ablaufen lassen
  • Topf auf einen Unterteller setzen, um Restwasser aufzufangen und Staunässe zu vermeiden
  • Topf auf einen trocknen Untergrund oder in einen Übertopf stellen
Orchideen selbst vermehren und danach Einpflanzen

Düngen

Sobald sich neue Blätter gebildet haben, steigt der Nährstoffbedarf von Orchideen. Ist die neue Jungpflanze aus der Anzuchterde in normales Orchideensubstrat umgetopft worden, sind in den rund ersten vier Wochen ausreichend Nährstoffen und Mineralien vorhanden. Erst ungefähr ab der fünften Wochen, wenn sich erneut neue Blätter gebildet haben, kann mit dem Düngen begonnen werden. Dazu verwenden Sie im ersten Lebensjahr ausschließlich stark verdünnten Orchideendünger alle zwei bis drei Wochen. Ab dem zweiten Lebensjahr kann die Pflanze wie eine erwachsene gedüngt werden.

Erste Blüte

Ziehen Sie ihre neue Orchidaceae aus einem Kindel, so lässt die erste Blüte in den meisten Fällen zwischen zwei und drei Jahre auf sich warten. Verwenden Sie keine Blühdünger, um das Blühen zu fördern, denn außer einer eventuellen Überversorgung durch den Dünger, erreichen Sie damit keine frühere Blüte. Im Gegenteil, denn Orchideen reagieren sehr empfindlich auf zu viel und unnötigen Dünger. Bewahren Sie also ein wenig Geduld, denn die erste Blüte kommt bestimmt, wenn Sie sich an die Vermehrungsanleitung gehalten und eine optimale Aufzucht-Pflege geboten haben.

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